Nachtkampf

Reserve-Ausbildungs-Zug-Rhein-Sieg Buchtipp

Licht als primäre Waffe bei Dunkelheit

Weh, Dr. Michael

Beschreibung

Lehr- und Trainingshandbuch für Special-Forces, Polizisten, Soldaten, Personen- und Eigenschutz 80% aller Bedrohungslagen ereignen sich bei reduzierten Lichtverhältnissen! Gesetzeshüter als auch das Militär und normale Bürger werden meist bei Dunkelheit mit Gewalt konfrontiert. Reduziertes Licht findet man nicht nur bei Nacht vor, sondern auch bei Tag: beispielsweise in Kellern, Lagerhallen, Hausfluren, Treppenhäusern, Unterführungen, im Park, in Wäldern und Fahrzeugen lauern kriminelle Elemente! Was erwartet Sie in diesem Buch: – Ein vollständiges Handlungs- und Lehrkonzept für den Nachtkampf – Ratgeber zur Anschaffung geeigneter Flashlights und anderer Einsatzmittel – Experimente mit Licht und Verbesserung der Sehfähigkeit bei Nacht durch Know-how – FOF-Anleitungen mit trickreichen Methoden für Schusswaffen und Messerkampf – Trainingslogbuch mit 16 Life-fire-Drills für Berechtigte – Mentales Training zur Bewältigung instinktiver Blockaden Mit dem einfach schlüssigen und vollständigen Konzept dieses Buches werden Sie die Dunkelheit als Ihre beste Verbündete und Licht als eine primäre Waffe kennenlernen, die es Ihnen ermöglichen, aus nahezu jedem Konflikt im urbanen Umfeld bei reduzierten Lichtverhältnissen als Sieger hervorzugehen!

  • DWJ Verlag Blätterdach GmbH
  • ISBN/EAN: 9783946429562
  • Sprache: Deutsch
  • Umfang: 208 S.
  • Format (T/L/B): 1.3 x 21 x 15 cm
  • Einband: Paperback

Rezensionen (Amazon)

Rezension aus Deutschland vom 29. November 2021

Das vorliegende Lehrwerk, konzipiert in der ehemaligen preußischen Soldatenstadt Potsdam, ist das bleibende Vermächtnis von Mitherausgeber Michael Epkenhans an die Bundeswehr. Schade eigentlich, dass diese Neuausgabe der Militärgeschichte nicht eine ähnliche kritische Aufmerksamkeit in den Medien erfährt wie der Bestseller von Sönke Neitzel (Potsdam) „Deutsche Krieger: Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte“. In welcher Tradition stehen unsere Soldaten? Hier die Kernthese von Autor Neitzel: Soldaten sind Krieger, die kämpfen und auch töten müssen. Kurzum: Kämpfen, Töten und Sterben! Denn die Gewalt- und Tötungsbereitschaft gehört zur menschheitlichen Geschichte. Im vorliegenden Lehrwerk wird diese finstere Seite in der Infobox zu Clausewitz und dessen Wortschöpfung von der „Wunderlichen Dreifaltigkeit“ erhellt: Krieg als blinder Naturtrieb, Krieg als Akt des rationalen Verstandes, Krieg als schöpferische Tätigkeit. In Anspielung an Schöpfer, Erlöser und Vollender ist mit der „schöpferischen Tätigkeit“ die operative und taktische Führung der Streitkräfte gemeint. Sapienti sat!

Das vorliegende mustergültig ausgestattete sowie vorbildlich und aufwändig illustrierte Lehrwerk ist Pflichtlektüre für alle an Sicherheitspolitik interessierten Staatsbürger (mit und ohne Uniform). Hier nur einige Stichworte: Landsknechte, Revolution, Restauration, Nationalstaat, Weltmachtstreben, Republik, Diktatur, Aufrüstung, Vernichtung, Atombombe.

Eine fesselnde Lektüre ist das Kapitel „Die Armee im Absolutismus: Beispiel Preußen“. Hier ein Auszug: „Fahnenflucht bedeutete in der Regel Tod durch Erhängen. Kameradenmord, Hochverrat, Zusammenrottung, Vergewaltigung, Bigamie und Ehebruch konnten mit dem Tod durch das Schwert bestraft werden. Die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung in Verfahren war seit 1725 untersagt.“ Uneingeschränkte Anerkennung verdient auch der kritische Blick auf Preußen: „Die heutige Geschichtsschreibung hat sich von der stark glorifizierenden Bewertung des Preußenkönigs [Friedrich II.] verabschiedet.“ Es war jener König, der sein Land im Siebenjährigen Krieg fast ruinierte, aber durch Reformen Preußens Aufstieg zur Großmacht dauerhaft sicherte. Aufschlussreich ist auch der Blick auf andere europäische Großmächte: „Die Royal Navy wurde faktisch für ein Jahrhundert die ‚Herrin der Weltmeere‘.“

Unbedingt lesenswert sind die Erkenntnisse zur Thematik „Geschichte als Konstrukt“. Hier ein Blick auf das Eiserne Kreuz: „ Die bekannteste deutsche Auszeichnung der Befreiungskriege ist das preußische Eiserne Kreuz, heute das Erkennungszeichen der Bundeswehr. Die im Nachhinein umstrittenste Stiftung – jetzt mit Hakenkreuz in der Mitte – erfolgte 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkrieges durch Adolf Hitler. Trotz aller Veränderungen und allen Missbrauchs steht das Eiserne Kreuz überzeitlich für die Tapferkeit deutscher Soldaten. Das Eiserne Kreuz von 1813 ist nach wie vor ein überzeitliches, identitätsstiftendes Symbol für Ritterlichkeit, Tapferkeit und Freiheitsliebe; dadurch verbindet es klassische soldatische Tugenden mit den Prinzipien des freiheitlichen und demokratischen Deutschlands.“ Freilich: Mit dem Adjektiv „überzeitlich“ wird diese Sinnstiftung und Identitätsbildung enthistorisiert und entideologisiert; sui generis-Anklänge an die „zeitlosen soldatischen Tugenden“ sind vernehmbar.

In den Ausführungen zur Erinnerung an die Revolution von 1848/49 heißt es über die Anfänge der Marine: „Die Revolution von 1848 hat auch in der Tradition der Bundeswehr einen besonderen Platz. Die deutsche Marine feiert bis heute die Gründung der Reichsflotte am 14. Juni 1848 als ‚Marinegeburtstag‘.“ In dieses historische Umfeld gehören auch die Büsten des Konteradmirals Rudolf Brommy (1804-1860), des Prinzen Adalbert von Preußen 1811-1873) und des Admirals Albrecht von Stosch (1818-1896), die in der traditionsreichen Aula der Marineschule Mürwik (MSM) aufgestellt sind. Nirgendwo wird erwähnt, dass in dieser ehrwürdigen Aula auch die Büste des ehemaligen NS-Gerichtsherrn Johannesson neben der Büste von Kranzfelder, einem Opfer des NS-Unrechtsjustiz, platziert ist.

Im Kapitel „Krieg und Frieden“ ziehen diese Begriffe die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich: Gewalt und Krieg, Eroberungskriege, Verteidigungs- und Präventivkriege, Religionskriege, Revolutionskriege, Nationalkrieg, Weltanschauungskriege, Freiheits- und Unabhängigkeitskrieg, Pazifismus, Friedensregelungen. Es wird auch Bertha von Suttner gewürdigt, die in ihrem Roman ‚Die Waffen nieder!‘ dazu aufrief, die Spirale von Rüsten, Krieg und Tod zu beenden.

Auch das Kapitel „Nationalstaat und Weltmachtstreben“ verspricht eine packende Lektüre. Der Völkermord an den Nama und Hereros wird beim Namen genannt. Niemand wird es freilich verwundern, dass der später für die Bundeswehr traditionswürdige Fahnert (ehem. Fahnert-Kaserne in Karlsruhe) nicht einmal in einer kleinen Anmerkung erwähnt wird. Im September 1904 begann Leutnant Fahnert seinen Dienst bei der Kaiserlichen „Schutztruppe“ in Deutsch-Südwestafrika, im Juli 1907 kehrte er nach Berlin zurück.

Kritische Anmerkungen finden sich unter der Überschrift „Armee und Marine im Kaiserreich“: „Militarismus meint die Übertragung militärischer Denk- und Verhaltensweisen wie auch Wertvorstellungen in zivile Lebensbereiche. Im Zuge des europäischen Rüstungswettlaufs vor dem Krieg nahm der bürgerlich geprägte Militarismus zunehmend aggressive Züge an, um Deutschlands Großmachtstellung zu unterstreichen.“ Breiten Raum nimmt die Schlacht am Skagerrak ein. Auch Admiral Reinhard Scheer wird gewürdigt. Aber dessen Rolle beim „Justizmord“ an den Matrosen Max Reichpietsch und Albin Köbis wird übergangen. Man nennt dieses Verfahren auch Entsorgung der Geschichte.

Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg den Führer der NSDAP zum Reichskanzler. Diese fatale Fehlentscheidung war die eigentliche Ursache der „deutschen Katastrophe“. Dennoch begründet Hindenburg weiterhin eine angeblich sinnstiftende Tradition für die Bundeswehr (Hindenburg-Kaserne in Munster). Die Reichswehr, seit 1935 Wehrmacht, war stolz, neben der Partei die zweite Säule des „Dritten Reiches“ zu sein. Das machte sie zum Handlanger des verbrecherischen NS-Regimes. In einer Infobox ist von den Novemberpogromen und vom Übergang der Judenverfolgung zur offenen Gewalt die Rede. Es passt freilich in keine Anmerkung: Am 13. November 1938 wurde die Liegenschaft „Deines-Bruchmüller-Kaserne“ Koblenz-Lahnstein in Anwesenheit von Funktionären der NSDAP und von Offizieren der Wehrmacht feierlich eingeweiht. Nur wenige Tage zuvor, in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938, hatte der Nazi-Mob gegen die Juden in Koblenz-Lahnstein gewütet. Auch diese Ausschreitungen waren Vorboten der späteren fabrikmäßigen Vernichtung der jüdischen Minderheit durch Giftgas. Bruchmüller ist bei Abfassung dieser Rezension immer noch Kasernenpatron der Bundeswehr in Koblenz-Lahnstein!

In einer Bilderläuterung heißt es zur Blockade von Leningrad: „Diese Blockade richtete nicht gegen einen militärischen Gegner, sondern gegen die Bevölkerung einer Stadt mit symbolischen Namen. Die Abriegelung der Stadt war eines der größten Kriegsverbrechen der Wehrmacht.“ Der Massentod durch Verhungern wurde von der Wehrmacht gezielt herbeigeführt und ist in diesem Ausmaß weltweit beispiellos. Erwartungsgemäß wird verschwiegen, dass der weiterhin traditionsstiftende Johannesson mit seiner Zerstörerflottille dabei war, den britischen Geleitzug JW55B, der über Murmansk überlebenswichtigen Nachschub für Leningrad bringen sollte, anzugreifen. Der später traditionsstiftende Fahnert gehörte zur Luftflotte I, die lt. Kriegsgliederung truppendienstlich der Heeresgruppe Nord unterstellt war. Auch GFM Ritter von Leeb, OB der Heeresgruppe Nord, war bis 1992 sinnstiftendes Vorbild der neuen Wehrmacht.

Der Kernsatz des vorliegenden Lehrbuchs lautet: „Heute gehört der Widerstand zum Kern der Traditionspflege der Bundeswehr. Daher sind Kasernen nach Claus Graf Stauffenberg und Henning von Tresckow, SPD-Politiker Julius Leber und dem Jesuitenpater Alfred Delp, Ludwig Beck und Erwin Rommel benannt.“ Ich würde treffender so formulieren: Nicht mehr der Heldenkult der NS-Kriegspropaganda (Lent, Mölders, Marseille) und die kriegerische Tüchtigkeit der Wehrmacht (Dietl, Kübler, Konrad), sondern der Widerstand gehört nun zum Kern der Traditionspflege in der Bundeswehr. Daher sind Kasernen nach Stauffenberg und Henning von Tresckow benannt und auch – aufgrund von Anstößen aus der Zivilgesellschaft – nach Soldaten des Rettungswiderstandes wie Feldwebel Anton Schmid.

Das Fazit lautet: Ein mustergültiges Lehrwerk zur Militärgeschichte. Leider gibt es blinde Flecken, wenn es um Erinnerungskultur, Geschichtspolitik und Traditionspflege geht.

Rezension aus Deutschland vom 11. Januar 2022

Was soll dieses Buch sein, bzw. was will es sein. Ein „Handbuch der Militärgeschichte“ ist es jedenfalls nicht. Eher ein „Lehrbuch der Geschichte von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart für die Bundeswehr“ (mit einem Schwerpunkt bei militärischen Themen). So muss man jedenfalls das Vorwort verstehen. Die Verfasser haben jeden Teilaspekt von Gesellschaftsgeschichte, Geschichte der Wirtschaft, der Arbeiterbewegung uns so weiter und so fort aufgenommen. Je näher man der Gegenwart kommt, desto mehr. Gewiss sind alle diese Teilaspekte für das Geschichtsverständnis wichtig, aber damit ist es ein Geschichtslehrbuch und keine Monografie zum Thema „Militärgeschichte“, die ich unter dem Titel eigentlich erwartet hatte; das eigentliche Thema des Titels kommt zu kurz.

Wofür ist das Buch in der Bundeswehr gedacht,


Wofür ist das Buch in der Bundeswehr gedacht, im Rahmen welches Lehrstoffs? Die didaktischen Ansätze erinnern mich an meine Zeiten in der gymnasialen Mittelstufe vor 50 Jahren. Mitte der 70ger Jahre habe ich an der Offiziersausbildung (BOA/ZOA) der Bundesmarine teilgenommen. Der wehrgeschichtliche Unterricht hatte damals bereits „Skagerrak“ und „Falklandinseln“ weit hinter sich gelassen. In Anlehnung an die damals noch unveröffentlichte Dissertation des Dozenten stand die Reichsmarine im Mittelpunkt. Das Niveau des Unterrichts lag deutlich über dem des hier besprochenen Buches.
Die Gliederung ist mir nicht immer einleuchtend. Warum werden die militärischen Ereignisse auf der Krim in WK I und WK II, sowie die der Gegenwart als „Längsschnitt“ im Kapitel 03 „Restauration und Nationalstaatsstreben“ im Rahmen der Geschichte des Krimkrieges in den 50ger Jahren des 19. Jahrhunderts abgehandelt? Warum findet man die Geschichte des Sanitätswesens von der Antike über die Landsknechte bis zur Gegenwart ebenfalls als „Längsschnitt“ völlig unvermutet im Kapitel 06 „Diktatur und Aufrüstung“? Die Verfasser können natürlich ihr Werk so strukturieren, aber für den Leser, der keine Unterrichtstunde gestalten will, ist das nicht hilfreich.
In jedem Fall sollte man auch im ZMS wissen, dass die Marine vom 01.02.1872 bis 01.01.1921 „Kaiserliche Marine“ hieß, in der Reichsverfassung auch „Kriegsmarine“, aber niemals „Reichsmarine“ (Seite 72, 1.Absatz, letzter Satz). Diese Bezeichnung ist nur für den Zeitraum 01.01.1921 bis 31.05.1935 richtig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert