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Zentralbild Seidel 1.7.1953 Minister Wandel sprach zu den Werktätigen in Karl-Marx-Stadt. In Karl-Marx-Stadt fand nach den Vorfällen am 17. Juni 1955 eine Großkundgebung statt, auf der Minister Paul Wandel zu den Werktätigen über den neuen Kurs der Regierung sprach. UBz: Werktätige auf dem Marsch zur Kundgebung.

17. Juni 1953 ein besonderer Tag in der deutschen Geschichte

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17. Juni 1953 – Sozialistische Niederschlagung der Demokratie in der DDR

Am 17. Juni 1953 kam es in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu einem landesweiten Volksaufstand, der als eine der bedeutendsten Protestbewegungen gegen das sozialistische Regime in die deutsche Geschichte einging. Ausgelöst durch eine Erhöhung der Arbeitsnormen – also der zu leistenden Arbeit ohne Lohnausgleich – begannen Bauarbeiter in Ost-Berlin mit einem Streik, der sich rasch zu einer breiten politischen Protestbewegung entwickelte.

Die Menschen stehen auf

Innerhalb weniger Stunden beteiligten sich in über 700 Städten und Gemeinden mehr als eine Million Menschen an Demonstrationen, Streiks und Protesten. Die Forderungen der Demonstrierenden reichten weit über die Rücknahme der Normenerhöhungen hinaus: Sie verlangten freie Wahlen, Meinungsfreiheit, die Wiedervereinigung Deutschlands und das Ende der SED-Herrschaft.

Die Antwort ist Gewalt

Die sozialistische Führung unter Walter Ulbricht reagierte mit brutaler Gewalt. Auf Anforderung der DDR-Regierung marschierten sowjetische Panzer in Ost-Berlin und anderen Städten ein, um die Proteste gewaltsam niederzuschlagen. Dabei kamen mindestens 55 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt und Tausende verhaftet. Viele der Inhaftierten erhielten langjährige Haftstrafen, einige wurden zum Tode verurteilt.

Ein wichtiger Tag für Deutschland

Der 17. Juni 1953 steht symbolisch für den Wunsch nach Freiheit und Demokratie im geteilten Deutschland und zugleich für das Scheitern dieses Versuchs unter der repressiven Kontrolle des sozialistischen Regimes. Bis zur Wiedervereinigung 1990 war der 17. Juni in der Bundesrepublik Deutschland ein gesetzlicher Feiertag als „Tag der deutschen Einheit“. Heute erinnert er als Mahnmal an den Mut der Menschen, die sich trotz Gefahr gegen Unrecht und Unterdrückung auflehnten.

Der Volksaufstand von 1953 bleibt ein historisches Zeugnis für das Spannungsverhältnis zwischen sozialistischer Herrschaft und demokratischem Freiheitsstreben im Nachkriegsdeutschland.

Bildnachweis:© Foto: 70 Jahre DDR-Volksaufstand/Bundesarchiv Bildstelle, Seidel, Bild 183-20172-0001_noncommercial.