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Der 12.11.1955 der Tag an dem die Bundeswehr antrat.

Am 12. November 1955 wurde die Bundeswehr, die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, offiziell gegründet. Dieses Datum markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des jungen deutschen Staates nach dem Zweiten Weltkrieg, der erst sechs Jahre zuvor mit dem Grundgesetz 1949 seine staatliche Souveränität wiedererlangt hatte. Der Gründung der Bundeswehr ging ein langer und umstrittener Entscheidungsprozess voraus, der sich mit der Frage auseinandersetzte, ob Deutschland nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs überhaupt wieder eine Armee haben sollte.

Der Hintergrund der Bundeswehr-Gründung

Nach der totalen Niederlage Deutschlands 1945 wurden die deutschen Streitkräfte aufgelöst, und der Gedanke an eine erneute Militarisierung war zunächst undenkbar. Die Schrecken des Krieges waren noch frisch im kollektiven Gedächtnis, und viele Bürger sowie Politiker in Westdeutschland lehnten jede Form von Streitkräften ab. Doch der Kalte Krieg und die zunehmenden Spannungen zwischen Ost und West, insbesondere zwischen den USA und der Sowjetunion, führten bald zu einer Neubewertung dieser Haltung. Die Gründung der NATO im Jahr 1949 und die zunehmende Sorge vor einer Bedrohung aus dem Osten zwangen die westlichen Alliierten und die deutsche Politik dazu, die Frage der Verteidigung neu zu überdenken.

Ein entscheidender Wendepunkt war der sogenannte „Koreakrieg“ (1950-1953), der deutlich machte, dass militärische Konflikte auch im Zeitalter des Kalten Krieges ausbrechen könnten. In der Folgezeit intensivierten die USA ihren Druck auf Westdeutschland, sich stärker in die gemeinsame Verteidigungsstrategie der NATO einzubringen. Die Diskussion um die „Wiederbewaffnung“ wurde in Deutschland kontrovers geführt und polarisierte die Gesellschaft stark.

Die Gründung der Bundeswehr

Am 12. November 1955 wurden die ersten 101 Freiwilligen der neuen deutschen Streitkräfte im Bonner Verteidigungsministerium vereidigt. Der 12. November wurde bewusst als Gründungsdatum gewählt, da es sich um den Geburtstag von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg handelt. In den frühen Jahren der Bundeswehr spielte der Bezug zur militärischen Tradition eine wichtige Rolle, auch wenn man sich von der Wehrmacht abzugrenzen versuchte. Die neue Armee sollte im Gegensatz zur Wehrmacht als „Parlamentsarmee“ konzipiert sein und sich strikt an demokratische Werte und den Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung halten.

Die Bundeswehr wurde als „Bürger in Uniform“ gedacht, was eine grundlegende Neuerung und Abkehr von früheren Militärtraditionen bedeutete. Unter der Führung des ersten Verteidigungsministers, Theodor Blank, und später unter Franz Josef Strauß, wurden Strukturen und Prinzipien entwickelt, die sicherstellen sollten, dass die Bundeswehr im Einklang mit der Verfassung und unter Kontrolle des Parlaments stand.

Die Bundeswehr im Kalten Krieg und danach

Mit der Zeit entwickelte sich die Bundeswehr zu einem wichtigen Bestandteil der NATO-Verteidigungsstrategie. Ihre Hauptaufgabe während des Kalten Krieges bestand in der Sicherung der innerdeutschen Grenze und der Abschreckung gegenüber der Sowjetunion und ihren Verbündeten im Warschauer Pakt.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 und dem Ende des Kalten Krieges stand die Bundeswehr vor neuen Aufgaben. Die klassische Verteidigungsrolle trat in den Hintergrund, und Auslandseinsätze wurden zunehmend wichtiger. Die Bundeswehr begann, sich an internationalen Friedensmissionen zu beteiligen und bei humanitären Krisen und Konflikten weltweit zu helfen – eine bedeutende Neuerung und Herausforderung, die sie auch heute prägt.

Fazit

Der 12. November bleibt ein bedeutendes Datum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Gründung der Bundeswehr vor fast sieben Jahrzehnten symbolisiert nicht nur einen wichtigen Schritt in der deutschen Nachkriegsgeschichte, sondern auch den Beginn eines deutschen Verteidigungsbeitrags in einem demokratischen, friedensorientierten Rahmen. Heute steht die Bundeswehr vor neuen Herausforderungen und Anforderungen in einer sich wandelnden globalen Sicherheitslage, wobei sie weiterhin den Geist der Gründungsidee von 1955, „Bürger in Uniform“, in einem demokratischen Kontext verkörpert.

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